Der Fokus gilt nun auch industriellen SSDs

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Embedded-Computing-Spezialist Advantech hat seinen erfolgreichsten deutschsprachigen Vertriebspartner und Systemintegrator, Aaronn Electronic, nun auch mit dem Vertrieb seiner industriellen SSDs beauftragt.

Markt&Technik: Aaronn ist schon seit vielen Jahren Vertriebspartner und Systemintegrator für Embedded-Computer-Technologie von Advantech und hat über 25 Jahre Erfahrung im Design-in von „Embedded Computing“-Boards und -Modulen. Der Vertrieb von Speichertechnologie stand jedoch niemals im Fokus. Warum weiten Sie jetzt das Angebot auf SSDs aus?

Florian Haidn: Für die erweiterte Kooperation mit Advantech nun auch im Bereich der industriellen SSDs gibt es mehrere Gründe. Zum einen wollen wir unseren Kunden noch mehr aus einer Hand anbieten und haben in diesem Zusammenhang den verstärkten Bedarf an hochwertiger industrieller Speichertechnologie erkannt. Eine wichtige Triebfeder ist zum andern der Wunsch von Advantech, mit Partnern wie Aaronn die Reichweite vor Ort zu stärken. Immerhin haben wir in Deutschland eine sehr starke Leistungsdichte von Embedded-Computing-Anbietern und Advantech möchte hier gemeinsam mit Partnern wie uns seine führende Stellung behaupten und weiter ausbauen. Inhaltlich gibt es aber auch einen verstärkten Beratungsbedarf bei Auswahl und Einsatz von SSDs.

Warum steigt der Bedarf?

Es ist noch nicht lange her, da waren SSDs nur in besonders hochwertigen Applikationen gefragt. Im Brot- und Butter-Geschäft kamen klassische Festplatten zum Einsatz. Heute sind SSDs deutlich erschwinglicher geworden. Damit einhergehend gibt es deutlich mehr Anwendungsbereiche und mit der gestiegenen Vielfalt der Applikationen steigt der Beratungsbedarf zur Auswahl der passenden industriegerechten SSDs.

Es sind also nicht alle SSDs per se industrietauglich …

Im Vergleich mit Festplatten sind sie sicherlich bei Schock und Vibration weniger anfällig. Nur gibt es – genauso wie bei klassischen Festplatten – auch deutliche Unterschiede. Lassen Sie mich die Anforderungen nach der Bedeutung für unsere Kunden beschreiben: Die Frage nach der Langzeitverfügbarkeit steht bei unseren Kunden an erster Stelle, dicht gefolgt vom Thema Product-Lifecycle-Management. SSDs von Advantech sind beispielsweise mindestens drei Jahre nach dem Launch verfügbar; jede noch so kleine Änderung wird über Product-Change-Notifications dokumentiert. Beides ist extrem wichtig für unsere Kunden. Auch die Möglichkeit der kundenspezifischen Anpassung der SSDs und/oder das Einfrieren der Firmware spielen eine wichtige Rolle. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die hohen Anforderungen an den Temperaturbereich sowie die Datensicherheit – sowohl bei Stromausfall als auch der Schutz vor unerlaubtem Datenabfluss. Hier bieten wir Kunden durch Features wie Flash-Look, Security-ID und Emergency-Erase umfassenden Software-Support an, um höchste Sicherheitsniveaus zu erreichen. Nicht zuletzt ist auch der Energieverbrauch ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der SSDs.

Hat Advantech denn alles, was es auf dem SSD-Markt gibt, im Angebot? Es gibt doch sicherlich auch Anforderungen, die Sie nicht bedienen können.

Selbstverständlich. Eine 512-GB-SSD für 100 Euro kaufen Sie besser bei einem der großen Retailer für Konsumelektronik. Hier kann kein Embedded-SSD-Hersteller mithalten. Aber bei Embedded-SSDs, die sich in allen genannten Bereichen durch erweiterte Funktionalitäten unterscheiden, ist das Angebot von Advantech umfassend – nicht zuletzt auch wegen der führenden Stellung in der Embedded-Computer-Technologie. Die Qualität der Advantech-SSDs ist hervorragend; bei der Serie 630 liegt die Defektrate bei unter 0,1 Prozent.

Wie sieht denn derzeit Ihr aktuelles SSD-Portfolio aus?

Advantechs SQFlash-Produktpalette umfasst unterschiedlichste Flash-Speicherprodukte bis hin zu Enterprise-tauglichen High-End-SSDs. In der Summe offerieren wir derzeit 332 unterschiedliche Flash-Produkte von Advantech. Daraus die individuell passende Lösung zu selektieren ist unser Beratungsauftrag. Zur Auswahl stehen Kapazitäten ab 1 GB bis hin zu aktuell 2 TB und dies auf acht unterschiedlichen Formfaktoren vom 2,5-Zoll-Format bis zur extrem kompakten Micro-SSD, wobei 2,5 Zoll, M.2 und mSATA derzeit am beliebtesten sind. Die Interface-Technologien reichen von SD über IDE und SATA bis hin zu PCI Express. Zudem ist auch der benötigte Temperaturbereich spezifizierbar. Hier positionieren wir uns in industriellen und erweiterten Temperaturbereichen von 0 bis +70 °C beziehungsweise von –40 bis +85 °C. Ein wichtiges Auswahlkriterium ist zudem der Flashtyp. Hier sind SLC, MLC und Ultra-MLC verfügbar. Dieser Punkt ist aus meiner Sicht eines der beratungsintensiveren Themen. Die anderen Parameter ergeben sich meist aus den Applikationsanforderungen.

Welche Trends lassen sich momentan bei SSDs beobachten?

Es gibt eine Tendenz hin zu immer kompakteren Systemdesigns mit immer größeren Kapazitäten. Deshalb hat Advantech seine SSD-Produktpalette um die Produktserie SQFlash 640 in den Formfaktoren mSATA und M.2 erweitert. Beide Typen können über einen Edge-Stecker parallel zum Motherboard oder Carrierboard montiert und über Schrauben gesichert werden. Dadurch wird das Systemdesign sehr flach und man spart einen dedizierten Festplatteneinschub. Durch die mechanische Fixierung der SSDs und die entfallende Verkabelung widersteht das Systemdesign besser Vibrationen und Schocks.

Sie haben jüngst solche neuen SSDs mit 1 TB für den erweiterten Temperaturbereich vorgestellt. Was sind die Applikationen für solche extrem leistungsfähigen Massenspeicher im kleinen Formfaktor?

Der erweiterte Temperaturbereich von –40 bis +85 °C ist in Outdoor- und In-Vehicle-Applikationen von entscheidender Bedeutung; eine solch hohe Speicherkapazität mit 6,0 Gbit/s Performance im mSATA- und M.2-SSD-Formfaktor ist derzeit weltweit einzigartig. Wir sehen hier Anwendungsfelder in den Bereichen der Edge- und Fog-Server, die in solch rauem Umfeld installiert werden. Zum Einsatz kommen sie etwa in Videoüberwachungssystemen im öffentlichen Raum sowie in Industrie-4.0-Servern in der Fabrik. Weitere Anwendungsfelder sehen wir im Feld der kollaborativen Robotik und in selbstfahrenden Logistikvehikeln, in denen Deep Learning für Situational Awareness eine Rolle spielt.

Eine hohe Leistung führt typischerweise zu höherem Stromverbrauch und entsprechender Wärmeentwicklung – besonders bei kleinen Formfaktoren wie mSATA und M.2. Wie kriegen Sie solche zunehmenden Hotspots in den Griff?

Auf den mSATA-SSDs SQF-SMS 640 und den M.2-SSDs SQF-SM8 640 werden „SATA 6,0 Gbit/s“-IC-Controller-Chips mit sehr geringem Stromverbrauch von nur 2,6 W verwendet. Diese SSDs ermöglichen daher ein kompaktes Systemdesign bei vergleichsweise geringer Abwärme. Der Leistungssprung hin zu mehr Speicher auf gegebenem Raum konnte also durch eine Reduktion der Leistungsaufnahme umgesetzt werden. Somit können Kunden die Speicherkapazität ihrer beengten Embedded-Systeme erweitern, ohne das Thermaldesign verändern zu müssen.

Gibt es auch speichertechnische Verbesserungen?

Diese neue Produktserie unterstützt nicht nur MLC-Flash Technologie, sondern seit dem zweiten Halbjahr 2017 auch die 3D-V-NAND-Technologie. 3D-V-NAND bietet gegenüber der planaren Flash-Technologie den Vorteil, dass sie höhere Speicherdichten erlaubt. Bei 3D-V-NAND werden die Speicherzellen übereinander anstatt nebeneinander angeordnet. Die Speicherzellen sind vertikal miteinander verbunden, was physisch breitere Leitungen erlaubt, die sich gegenseitig weniger beeinflussen. Dadurch können die Strukturbreiten weiter schrumpfen – ohne Einbußen bei der Datenzuverlässigkeit etwa durch Übersprechen.

Wie lange werden die neuen SSDs verfügbar sein?

Alle SSDs von Advantech haben eine Verfügbarkeit von mindestens drei Jahren nach Produkt-Launch. Das hört sich zunächst im Vergleich mit Embedded-Computing-Boards, die oft sieben Jahre und länger verfügbar gemacht werden, nicht lange an. Wenn man sich aber die rasanten Leistungssprünge der vergangenen Jahre anschaut und die enormen Wachstumsraten, die für den SSD-Markt prognostiziert werden, dann ist es verständlich, dass Kunden in drei Jahren auch auf die neueste Technologie setzen wollen, zumal von einem weiteren Preisverfall bei gegebener Leistung auszugehen ist.

Die aktuellen Prognosen stehen also gut für Ihr Geschäft?

Ja, das kann man durchaus sagen. Die Marktforscher von Research and Markets gehen aktuell von einem globalen Wachstum von rund 36 Prozent bis 2021 aus. Die Preise werden dabei moderat fallen bei steigender Leistung, was bei den gegebenen Wachstumsraten zu einem attraktiven Betätigungsfeld führt.

Quelle: Markt & Technik